Wir haben Schmetterlinge im Bauch, schweben auf Wolke Sieben oder laufen mit einer rosaroten Brille durchs Leben – das sind nur einige der zahlreichen Bilder, die versuchen, den Zustand des Verliebtseins zu beschreiben. Auch für die Wissenschaft ist die Liebe ein hochinteressantes Forschungsprojekt: Tests, Analysen und Studien versuchen das schönste Gefühl der Welt zu erfassen und zu erklären.
Gerade jetzt zu Beginn der warmen Jahreszeit ist das Thema wieder in aller Munde. Das allseits bekannte „Frühlingsgefühl“ wird beschworen. Es soll dafür verantwortlich sein, dass Menschen mehr flirten und sich schneller verlieben. Doch was ist dran an der weit verbreiteten Meinung, dass uns der Frühling liebestechnisch auf die Sprünge hilft und was genau passiert eigentlich in unserem Körper, wenn wir uns verlieben?
Ausnahmezustand: Verliebt sein
Hat uns Amors Pfeil einmal getroffen, laufen in unserem Körper eine Menge chemischer und biologischer Prozesse ab. Wir befinden uns sozusagen in einem körperlichen wie emotionalen Ausnahmezustand. Wir essen weniger, schlafen weniger und denken fast ausschließlich an die Person, der unser Begehren gilt. Evolutionsbiologisch kann dieser Höhenflug folgendermaßen erklärt werden: Das Gefühl der Verliebtheit muss stark genug sein, um zwei Personen so eng zu verbinden, dass sie die anstrengende Aufgabe des Aufziehens des Nachwuchses gemeinsam meistern.
Zwischen Verlieben, Sex und Bindung gibt es verschiedene Zusammenhänge. Es entsteht ein Dreieck der Wechselwirkung: Das Verliebtsein stärkt den Sexualtrieb, Sex wiederrum verstärkt das Verliebtsein, und auf Dauer auch die Bindung zwischen zwei Menschen. Die Bindung allerdings hemmt den Sex-Trieb und mildert den Zustand des Verliebtseins ab. Diese wechselseitigen Prozesse werden in erster Linie durch Hormone verursacht.
Der Hormon-Cocktail der Liebe
Verlieben wir uns, so mischt sich ein wahrer Hormoncocktail in unserem Blut. Der Schweizer Psychologe Serge Brand1 von der Universitären Psychiatrischen Klinik in Basel fand heraus, dass vor allem drei Botenstoffe eine wichtige Rolle spielen: Dopamin, Noradrenalin und Testosteron.
Dopamin gilt als Belohnungsbotenstoff. Eine erhöhte Konzentration ist verantwortlich dafür, dass wir dieses emotionale Hochgefühl erleben, dass wir alle kennen, wenn wir frisch verliebt sind. Das Noradrenalin erhöht die Leistungsfähigkeit eines Menschen. Beim Verlieben steigt der Spiegel an und es wirkt, wie eine Art Aufputschmittel, lässt uns aufmerksamer werden und schneller reagieren.
Der Testosteronwert von Männern und Frauen nähert sich an, das heißt bei verliebten Männer sinkt, bei verliebten Frauen steigt er. Dies führt dazu, dass beim männlichen Geschlecht der Beschützerinstinkt gestärkt, während bei den Frauen der Sexualtrieb angekurbelt wird. Die Hormone fahren in unserem Körper Achterbahn und sind so daran Schuld, dass wir uns in dieser Zeit ein bisschen verrückter verhalten als sonst.
Von Verliebtheit zu Liebe
Der Gefühlsrausch, der durch diesen Hormon-Mix ausgelöst wird, hält je nach Person mehr oder weniger lang an. In der Regel ebbt er aber nach ungefähr sechs bis 12 Monaten ab. Danach kommt eine Phase, in der die Partner grundlegende Fragen ihrer Beziehung klären müssen und eine gemeinsame Werte-Basis legen.
Ist die erste Phase der Verliebtheit vorbei und stabilisiert sich die Beziehung, tritt die Wirkung der Hormone Oxytocin und Vasopressin hervor. Beate Ditzen2, Psychologin der Universität Basel fand heraus, dass Oxytocin – auch als Kuschelhormon bekannt – die Kompromissbereitschaft von Menschen erhöht, sich positiv auf ihr Sozialverhalten auswirkt und Stress reduziert. Oxytocin stärkt außerdem die Mutter-Kind-Bindung, während Vasopressin bei Männern den Vaterinstinkt auslöst.
Beide Botenstoffe schaffen also ein Gefühl von Nähe und Vertrautheit, das langfristige, glückliche Partnerschaften charakterisiert. Psychologin und Beziehungsexpertin Wiebke Neberich erklärt: „Oxytocin wird auch während des Geschlechtsverkehrs ausgeschüttet. Somit trägt regelmäßiger Sex auch zur Bindung zwischen den Partnern bei.“
Verlieben im Frühling – Die Hormone kommen in Schwung
Sobald die ersten warmen Tage anstehen, kommen die Menschen wieder mehr in Schwung. Wir erholen uns von den langen, kalten und oft dunklen Wintermonaten, halten uns mehr draußen auf und sind im Allgemeinen unternehmungslustiger. Die dicken Wintersachen werden eingemottet und wir fühlen uns freier und attraktiver. Auch hormonell kann man Veränderungen beobachten: die zunehmende Lichtintensität erhöht den Dopamin-Spiegel und so fühlen wir uns glücklicher und sind in einer fast euphorischen Stimmung. Durch die längeren Tage produziert unser Körper weniger vom Schlafhormon Melatonin und das lässt uns fitter und aktiver werden. Bei Männern steigt der für den Sexualtrieb verantwortliche Testosteronspiegel.
Der Frühling lässt unsere Laune also wirklich steigen und bietet uns zahlreiche Möglichkeiten zum Flirten und Verlieben. Stecken Sie die neu gewonnene Energie in die Partnersuche und nutzen Sie die Chancen, die Ihnen das Frühjahr bietet! Wollen Sie auch mit Schmetterlingen im Bauch und einer rosaroten Brille auf der Nase auf Wolke Sieben schweben? Dann werden Sie jetzt aktiv!
Cathrin Opitz, eDarling Redaktion
Sie haben Fragen? Dann schreiben Sie an [email protected].
Quellen:
– 1zitiert nach: Ulrike Bartholomäus, Elke Hartmann-Wolff, Martin Kunz, Susann Remke und Silvia Sanides in: Focus „Die Biologie der Liebe“, Ausgabe Nr. 53, 2009.
– 2Beate Ditzen: Intranasal Oxytocin Increases Positive Communication and Reduces Cortisol Levels during Couple Conflict. Biological Psychiatry, Psychologisches Institut, Universität Zürich erschienen in „Biological Psychiatry“.