Interview mit Ute Zilberkweit: „Den Partner so sein lassen, wie er ist“

Mediatorin Ute Zilberkweit

Wie erfüllt eine Beziehung ist, hängt eng damit zusammen, wie gut beide Partner miteinander kommunizieren. Männern und Frauen fällt es jedoch nicht immer leicht, einander zu verstehen. Doch woran liegt das eigentlich? Die Berliner Mediatorin und Kommunikationsberaterin Ute Zilberkweit bringt Licht ins Dunkel.

Frau Zilberkweit, Sie sind seit einiger Zeit als Mediatorin tätig. Diese Berufsbezeichnung ist nicht jedem ein Begriff. Erklären Sie bitte kurz, womit sich eine Mediatorin im Wesentlichen beschäftigt.

„Als Mediatorin begleite ich zwei miteinander zerstrittene Konfliktparteien durch einen bestimmten Mediationsprozess. Dabei unterstütze ich die betroffenen Parteien darin, eine Brücke zu bauen, auf der sie nach und nach aufeinander zugehen können, um am Ende selbst Lösungsoptionen zu erarbeiten, die beide Seiten zufriedenstellen.“

Wie sind Sie persönlich zu diesem Beruf gekommen und was war Ihr Antrieb, sich als Mediatorin ausbilden zu lassen?

„Als ich auf die 50 zuging, hatte ich das Bedürfnis, beruflich noch einmal etwas ganz Neues anzufangen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich viele Jahre beim Fernsehen gearbeitet. Naturgemäß hatte ich sowohl im Berufs- als auch im Privatleben täglich mit Konflikten zu tun. Dabei wusste ich schon damals, dass es mir bei der Lösung von Konflikten immer wichtig war, die Befindlichkeiten aller Parteien zu berücksichtigen. Mich hat dieses Gebiet schon immer wahnsinnig interessiert. Ich war wissbegierig und wollte mehr erfahren. Also war schnell klar, dass als zweiter Berufsweg nur der Bereich Mediation bzw. Kommunikation für mich in Frage kam.“

Auf welches Themengebiet haben Sie sich genau spezialisiert?

„Zu Beginn habe ich mich nicht auf spezielle Konflikthemen spezialisiert. Dass ich in der letzten Zeit eher Beziehungskonflikte mediiert habe, liegt einfach daran, dass ich viel mehr Anfragen von Paaren erhalte. So gesehen kann man mittlerweile behaupten, dass Paar-Mediation zu meinem Fachbereich geworden ist. Ich liebe meine Arbeit einfach sehr und finde es persönlich unglaublich befriedigend, am Ende der Mediation zu sehen, wie der Konflikt sich aufgelöst hat und die Paare wieder neu aufeinander zugehen können.“

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Männer und Frauen sich so oft kommunikativ missverstehen?

„So eindeutig ist die Frage nicht zu beantworten und die Kategorien „typisch Mann“ sowie „typisch Frau“ werden nicht jedem Einzelfall gerecht. Im Durchschnitt betrachtet unterscheiden sich Männer und Frauen in den Punkten ‚Kontakte und Beziehungen gestalten‘, ‚reden‘, ‚zuhören‘ und ‚auf den anderen eingehen‘.
Männer kommunizieren tendenziell eher sachorientiert und laufen dabei Gefahr, die eigenen Gefühle zu ignorieren oder abzuwerten. Frauen neigen eher zur beziehungsorientierten Kommunikation, wobei sie gelegentlich das Sachziel aus den Augen verlieren. Frauen sind eher empfängerorientiert, lassen sich leichter unterbrechen und werten sich selbst schneller ab. Männer sind eher senderorientiert, überfahren ihr Gegenüber schneller mal und bewerten sich gelegentlich über. Männer denken eher analytisch und übersehen manchmal das große Ganze. Frauen denken eher ganzheitlich und werden dabei oft unklar.
Diese Unterschiede können mögliche Gründe für Missverständnisse sein. Aber ich weise noch einmal darauf hin, dass dies geschlechtsspezifische Tendenzen sind, die auf manche Frauen und Männer so gar nicht zutreffen mögen.“

Denken Sie, dass Kommunikation zwischen Männern und Frauen auch im Internet, z.B. über Online-Partnervermittlungen, funktionieren kann? Wo sehen Sie Vor- und Nachteile?

„Kommunikation zwischen Männern und Frauen kann auf jeden Fall über das Internet funktionieren. Ich halte es sogar für eine tolle Idee, einen Partner über eine Online-Partnervermittlung zu suchen. Ein großer Vorteil von Online-Partnervermittlungen ist die große Reichweite. Man hat die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die man höchstwahrscheinlich sonst nie kennengelernt hätte. Die Kontaktaufnahme geht schneller und ist auch etwas für schüchterne Menschen, die sich auf der Straße oder im Café unter Umständen nie getraut hätten, jemanden anzusprechen. Die Hemmschwelle ist einfach nicht so groß, weil man ja mehr oder weniger anonym unterwegs ist. Man hat mit Sicherheit auch eine höhere Trefferquote, da durch den Persönlichkeitstest, den z. B. eDarling anbietet, ja schon eine Vorselektion stattgefunden hat. Ich lerne demnach nur Menschen kennen, die auf meinen Charakter abgestimmt sind und gleiche Interessen und Wertevorstellungen haben. So etwas im „realen Leben“ herauszufinden dauert länger und ist mühsamer. Allerdings fallen wichtige Dinge wie der Klang der Stimme oder der Geruch des Gegenübers weg. Ich halte diese Faktoren für sehr entscheidend, wenn es darum geht, ob einem ein Mensch sympathisch ist und ob man sich eventuell sogar in diese Person verlieben könnte. Ob man sich auch riechen kann, muss man dann wohl im zweiten Schritt, nach der Online-Partnervermittlung, herausfinden.“

Halten Sie es für möglich, dass mit der Unterstützung von Online-Partnervermittlungen glückliche und langfristige Beziehungen entstehen können?

„Ich kenne zwei glückliche Ehen, die im Rahmen einer Online-Partnervermittlung zustande gekommen sind. Ich finde das großartig. Möglich ist es demnach auf jeden Fall. Es erfordert sicher einige Geduld und man darf nicht die Erwartungshaltung haben, sofort die Liebe des Lebens zu treffen. Es ist aber mit Sicherheit eine Alternative in dieser schnelllebigen Welt, die von Hektik und Zeitnot geprägt ist.“

Können Sie Männern und Frauen ein paar Tipps für eine bessere Kommunikation untereinander geben?

„Ich halte es für notwendig, die Tatsache anzuerkennen, dass es geschlechtsspezifische Tendenzen in der Kommunikation gibt. Die Tendenz ist, dass Männer eher sachbezogen denken und Frauen beziehungsorientiert. Diese Unterschiede sollten Frauen und Männer lernen zu akzeptieren und den anderen so sein zu lassen, wie er ist. Das heißt aber nicht, dass alle Konfliktinhalte in die „Mann-Frau-Schublade“ gesteckt werden sollten, weil man sich dadurch die Möglichkeit einer ausgewogenen Kommunikation nimmt. Als unterhaltsame und sachlich fundierte Lektüre zum Thema empfehle ich gerne das Buch „Sie sagt, er sagt“ von Dagmar Kumbier.“

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Wenn Sie weitere Information über Ute Zilberkweit und ihre Arbeit erhalten möchten, schreiben Sie ihr unter [email protected].

Anna Bennemann, eDarling Redaktion

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